Die Welt beherrschen

Die Welt beherrschen, ohne auch nur einen Finger dafür krumm zu machen. Der Traum vom Glück, während ich schlaflos im Bett liege. Ewiges Leben aus dem Geldautomaten. Geht es denn nicht um Frieden, darum, das Vergangene zu vergessen? Mit den Fingernägeln ritze ich meinen Namen in den Asphalt der Straße, bemale meinen Körper mit Zeichen, die mir nichts bedeuten – Worte einer Sprache, die ich nicht spreche. Ich trete auf meinen eigenen Schatten, ohne es zu bemerken. Worte wie Regentropfen an einem wolkenlosen Tag.

Es bewegt sich

Es bewegt sich, es lebt, es verdreht die Augen im Schlaf – dieses unbekannte Wesen, das meinen Namen trägt. Es atmet, hustet, manchmal spricht es sogar, gibt unverständliche Laute von sich – oder sind es Worte in einer fremden Sprache? Es schreit. Es lächelt von Zeit zu Zeit. Ist dieses Gesicht menschlich? Manches darin erscheint so vertraut. In anderen Momenten ist es wie versteinert, erstarrt in Todesangst oder bloß abwesend. Es fühlt etwas, wo nichts ist – und umgekehrt. Urplötzlich beginnt es zu singen. Es hört Musik, wo keine ist. Es denkt Undenkbares. Es ist da, in seiner Abwesenheit. Dann erhebt es sich, öffnet die Tür, es verlässt den Raum – auf Zehenspitzen. Es verschwindet, macht sich aus dem Staub. Es ist nicht aufzuhalten.

Die vergessene Sprache

Die vergessene Sprache, verschwiegen wohnt sie in den Dingen, unbemerkt zwischen Ausrangiertem und Weggeworfenem. Kein Mensch, der sie spricht, niemand, der sie versteht – es gibt ja nichts mehr zu sagen. Längst sind ihre Worte dem Singsang des Notwendigen gewichen, ihre Bedeutsamkeiten dem Geschwätz des Unentbehrlichen. Insgeheim verborgen, nutzlosem Plunder näher als den Lippen der Liebenden. Kein Zuhause für das unaussprechlich Wahre, kein Fenster, das sich zum Himmel öffnet, hier unten. Vergessen oder verloren, der Schmerz verstummt, kein Grund mehr zur Klage.

Nicht der Rede wert

Nicht der Rede wert, was die Schatten flüstern – sie wissen nichts von der Schattenwelt, die sie bevölkern, sie ahnen nicht einmal, dass sie Schatten sind, ihre Worte aus Dunkelheit geflochten. Wer ihnen zuhört, lauscht dem Rauschen seines eigenen Blutes. Erzählungen aus vergangenen Zeiten in einer Welt, in der Zeit keinen Sinn macht, Geschichten aus einem Reich ohne Geschichte. Die Schatten selbst sind Worte auf der Suche nach Bedeutung. Wer sich ihnen hingibt, bleibt sprachlos zurück, ein sterbender Stern in der Schwärze der Nacht.

Worte auf der Flucht

Worte auf der Flucht. Was ich schreibe, entfernt sich von mir, bis es meiner Kontrolle entkommen ist. Was ich schreibe, zerstört mich – so einfach ist das. Aber natürlich zerstört es nicht meine Existenz, sondern lediglich die Bequemlichkeit, mit der ich meine Existenz zur Schau stelle. Meine Worte schneiden mir nicht ins Fleisch, sie zerstückeln nur die Vorstellung, die ich von mir habe. Flucht deshalb, weil sie ohne Ziel sind, zugleich ohne Herkunft. Die Bedeutung der Flucht liegt in ihrer Kraft, Herkunft und Ziel gleichermaßen zu negieren. Die Worte entfernen sich, kommen niemals an.