Sprich diese Sprache

Sprich diese Sprache, die niemand versteht. Sag, was du willst, erzähle es jedem, der es nicht hören will. Nicht jede Stimme findet die richtigen Ohren, dennoch, ein wenig kommt an, dringt durch Wände, bahnt sich einen Weg, fast ein Geräusch, das keiner bemerkt, ein Rauschen, tief im Innern eines Steins. Lege deinen Kopf auf dieses Grab: irgendwo darin schlummern deine letzten Worte.

Von heute auf morgen

Von heute auf morgen hörst du nicht mehr, was ich zu sagen habe. Vielleicht ging meine Stimme verloren oder die Bestimmtheit meiner Worte. Habe ich das Sprechen verlernt oder das Öffnen meines Mundes? Ohne die gemeinsame Sprache ist der Himmel ein anderer. Die Wolken ziehen richtungslos durch mein Gemüt, unförmig schwimmt die Sonne in einer schwarzen Pfütze aus Stille und Vergessen. Siehst du mich denn noch? Kannst du mir sagen, wo ich bin? Und wo in aller Welt bist du?

Eine Stimme

Eine Stimme, nicht menschlich, und doch berührt sie mich wie keine andere. Ihr Gesang ohne Worte sagt mehr als alle Münder dieser Welt. Ich verstehe nichts, weiß alles – oder umgekehrt. Ich lausche dem Verschwinden der Menschheit auf ihrem Höhepunkt, blicke den Vögeln hinterher, die sich in meinen Gedanken tummeln. Ich bin wie die Spinne, die in einer Pfütze ertrank. Stimme einer Frau ohne Körper. Oder nur der Traum einer Maschine. Das Flüstern der Schaltkreise in einem Augenblick der Wahrheit. Ich höre dir zu, als wäre ich längst gestorben. Fern von hier. Sprachlos.

Ist es wahr

Ist es wahr, dass all das, woran ich glaube, nur gelogen ist? Was ich für mein Leben hielt – ein Scherbenhaufen? Eine Straße, die im Nichts endet, irgendwo in verträumter Menschenleere. Ein Ziel, das für alle Zeiten unerreichbar bleibt. Ein möbliertes Zimmer, seit Jahren bewohnt von einem Toten, der niemals gestorben ist. Unsterblichkeit. Von der Welt vergessen, verstaubt das dunkle Geheimnis der Einsamkeit. Kein Fenster zum Hof, keine Stimme, die dir zuflüstert: Sonnenschein zu Asche, Tränen zu Stein – ohne Wenn und Aber.

Fremdes Blut

Fremdes Blut in meinen Adern – oder zumindest das Blut eines Menschen, der ich nicht bin, nicht sein will. Ein anderes Leben unter meiner Haut, beängstigend und erfrischend zugleich, verstörend und besänftigend wie eine unsichtbare Stimme, die mich in den Schlaf singt. Heilsam und Verderben bringend wie die Dunkelheit, die sich in mein Herz schleicht, um Träume zu gebären. Nacht auf meinen Augen, mein Denken bloß noch ein Rauschen, der niemals endende Schrei eines Sterbenden.

Eine Stimme aus der Ferne

Eine Stimme aus der Ferne, irgendwo in mir. Das Bild einer Landschaft, farblos – bin ich jemals hier gewesen? Der wortlose Gesang eines Engels, so vertraut – ich kann mich nicht erinnern. Fremde Gesichter sehen mich an, lächeln, erstarren. Ich bin nicht der, den ihr sucht, an den ihr euch erinnert. Ohne Namen, wie diese Stimme, ein sterbender Vogel, der sich an Wolken klammert. Keine Worte, nicht einmal Töne. Kein Mensch, der zuhört, der sich kümmert, der den Atem anhält. Lebendig begraben, diese Stimme, unter den Trümmern meiner Einsamkeit.