Stillstand

Stillstand, nichts rührt sich, die Welt wie erstarrt unter der Last meines Schweigens, fast friedlich oder doch nur die Ruhe vor dem Sturm, ich weiß es nicht. Mein Herzschlag verklingt in der Sinnlosigkeit des Augenblicks. Als ob nichts mehr zu erwarten wäre: das Leben auf dem Nullpunkt. Selbst die Zeit steckt fest. Die Zukunft bleibt aus – und das ist erst der Anfang.

Was soll ich sagen

Was soll ich sagen, wenn es mir die Sprache verschlägt? Wenn mir nichts zu sagen bleibt, nichts mehr zu sagen ist? Wenn alles um mich her verstummt und das Schweigen zuletzt auch mich um den Finger wickelt. Wenn Müdigkeit mich ausfüllt wie das Rauschen eines endlosen Meeres, wie das schwarze Licht eines sterbenden Sterns. Aus dem Vollen schöpfen, um von der Leere zu sprechen. Das Unsagbare umstülpen. Das Unerhörte.

Ertrinken

Ertrinken in Stille, ausgefüllt vom Schweigen all jener Dinge, die meinem Leben Wirklichkeit einhauchen. Das Unerhörte gibt meiner Leere einen Namen, dennoch bleibe ich unerkannt, ein Fremder, ganz in schwarz gekleidet, das Gesicht verhüllt. Beinahe unsichtbar vor der dunklen Mauer des Regens. Bewege ich mich, kaum merklich, zeichnet das Zittern der Luft meine Konturen nach. Die Langsamkeit folgt der Spur meines Verschwindens. Ich löse mich auf wie der Schatten einer Wolke.

Wie die Sterne

Wie die Sterne am nächtlichen Himmel ihre Kreise ziehen, so wandert dein Bild durch meine Gedanken: über unendliche Ferne hinweg leuchtend, in ewiges Schweigen gehüllt. Gegenwärtig und verborgen zugleich. Unmöglich, den Blick abzuwenden, und doch ohne jede Einsicht. Vollkommen wirklich, aber nicht zu begreifen. Du verschwindest vor meinen Augen, bist unauffindbar in der Stille einer endlosen Nacht. Dein Name verglüht auf meinen Lippen, wenn ich dich rufen will. Die Sonne verwischt deine letzten Spuren.

Wovon ich spreche

Wovon ich spreche, wenn ich nichts sage, weil nichts mehr gesagt werden kann. Wovon ich rede, wenn mir nichts mehr einfällt. Was ich erzähle, wenn alle Geschichten vergessen sind. Wovon ich schweige, wenn alles auf der Hand liegt. Was ist zu tun, wenn der Boden unter deinen Schritten aufleuchtet? Und was, wenn ein Berg dich verfolgt? Worte, die dir zu Füßen liegen, wenn du längst in der Bedeutungslosigkeit versunken bist. Ich verstecke mich zwischen den Zeilen. Nichts hält mich davon ab, die Wahrheit zu erfinden.

Hinab

Hinab in die Bodenlosigkeit deines Schweigens – wie ein fallender Stein auf dem Weg in unausweichliche Stille, ohne Halt und ohne Rückkehr. Mein Sturz vor deinen Augen, die durch mich hindurchsehen, als ob ich längst schon fort wäre, bloß noch Erinnerung, einen Wimpernschlag entfernt vom Verschwinden. Irgendwann … aber nein. Nichts.

Tief im Innern

Tief im Innern des Berges, begraben unter Jahrtausenden einer Geschichte, die niemals stattgefunden hat, menschenleer und sprachlos, versteinert wie die Bilder eines Traums, geträumt von den Gewalten der Natur, ahnungslos und beseelt. Die Finsternis des Schweigens auf dem Weg in die Unterwelt. Ein einziger Tropfen Licht, der meine Haut erglühen lässt wie eine Sternschnuppe ohne Himmel. Gottlos die Angst im Spiegel der Dunkelheit. Alles Wissen verloren im irdenen Labyrinth der Zeit.

Wolkenlos

Wolkenlos die Gedanken – nur für die Dauer eines Wimpernschlags. Das schwache Licht eines ersten Sterns in einem Meer des Schweigens und der Stille. Kein Wort kommt über die Lippen der Dämmerung, kein Geräusch durchdringt die Haut der angehaltenen Zeit. Ein Stein, den die Luft zu tragen scheint, darauf ein Name. Ein Gesicht, begraben im Sandkasten meiner Erinnerung, die Augen geschlossen. Ein Lächeln, das wie Rauch zum Himmel steigt. Die Flamme erloschen.

Wolken

Wolken auf meiner Zunge wie Worte, die keinen Sinn ergeben und dennoch bedeutsam sind. Regen, der sich in meinen Mund ergießt, das erstickende Geschwätz meiner Eingeweide, das Ende einer Welt, deren Herzschlag mein Schweigen war – begraben unter dem schreienden Fleisch der Zeit. Niemand wird mir glauben, dass nichts mehr zu sagen ist. Das Ende der Wahrheit unter den tausend Augen einer schwarzen Sonne.

Vor Sonnenaufgang

Vor Sonnenaufgang, in die Schwärze der Nacht gehüllt, das zarte Licht eines neuen Tages, zerbrechlich noch, scheu – und doch voller Wärme. Ein Zweig, der sich biegt unter der Last meiner Gedanken, so schwer wie flüchtig. Der Schatten eines Vogels zwischen den Zeilen meines Schweigens. Kein Laut auf meinen Lippen, kein blutendes Herz in meiner Hand. Kein Ausweg aus dem Labyrinth des Schlafes.