Widerstand gegen das Unvermeidliche, aufbegehren gegen das Schicksal, die Geschichte, gegen die Gesetze der Natur? Mit dem Kopf durch die Wand, selbst wenn man weiß, dass dahinter nichts verborgen ist. Die Nacht zum Tag machen, den Weltuntergang zu einem Neubeginn. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Scheitern. Biegsam sind wir. Auf verlorenem Posten trotzen wir dem Lauf der Dinge, die so unbedeutend winzig sind, dass wir sie nicht einmal bemerken.
Schlagwort: Scheitern
Über den Berg
Über den Berg mit letzter Kraft, den Himmel als Ziel, die Sterne und das, was dahinter ist. Den Gipfel bezwingen, um für den Bruchteil eines Augenblicks die Schwerelosigkeit am eigenen Leib zu erfahren. Danach der Sturz in den Abgrund. Der Fall aus allen Wolken, hinab in eine lächerliche Tiefe. Als ob all die Anstrengung nur beiläufiges Vorspiel gewesen wäre, die Überwindung bloß ein Betrug an der Wahrheit des Scheiterns.
Ungeschehen
Ungeschehen: die gesammelten Verbrechen eines einzigen Tages, die Sünden und Vergehen der letzten Stunden, die Fehltritte des Augenblicks. Und wenn alles sich änderte – was würde anders? Wenn alles, was wir tun, nur der erste Versuch wäre? Unser Scheitern nur ein Zucken mit der Wimper, nichts von Bedeutung. Jeder Gedanke ein Bote des Schweigens. Unser Leben ein Versehen ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne Recht auf Erlösung.
Das Ende
Das Ende so nah, dass ein Anfang nicht lohnt. Von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Zwei, drei Schritte vielleicht, ein kleiner Sprung – schon stößt man mit der Stirn vor die Wand. Ein Atemzug, ein halber Herzschlag – plötzlich hält die Welt inne. Ganz ohne Grund, ohne einen Sinn. Als ob in meinem Kopf alle Kreaturen des Himmels verstummten. Ich schlafe auf dem Grund eines Brunnens, tief im Innern der Erde. Mag sein, dass alles nur ein Traum ist, eine verblassende Erinnerung, ein Gedanke im Augenblick seiner Geburt. Ins Verschwinden hinein erwachen.
Aussichtslos: das Leben
Aussichtslos: das Leben in einer Sackgasse, noch nicht am Ende, dennoch zum Scheitern verurteilt. Kein Weg führt da heraus, keine geheime Tür, die sich öffnet, kein verborgener Tunnel, keine Stimme im Dunkeln, die mir zuflüstert: mach weiter oder: kehr um oder: was immer du auch tust. Keine unsichtbare Hand legt sich auf meine Schulter. Ich atme, aber spüre die Luft nicht mehr – nur die Leere, die mich ausfüllt wie eine falsche Erinnerung.
Wenige Minuten
Wenige Minuten, die über Erfolg oder Scheitern entscheiden, Augenblicke oder Wimpernschläge, alles in allem, die Zeit – oder was wir dafür halten. Nichts geht so leicht über die Lippen wie ein Schrei, nichts ist weniger menschlich. Ich beiße mir auf die Zunge, während ich mich um den Verstand rede. Unbedeutende Worte, die mich zum Narren halten, ein Hauch von Poesie über allem Versagen. Das gute Ende aber ist längst versprochen: die friedliche Heimkehr ins Unsagbare. So wird, was zu begreifen wäre, zum Sekundenschlaf erklärt. Wenn nichts mehr geht, erliegen wir dem Zauber der Einfachheit.