Tief im Innern

Tief im Innern des Berges, begraben unter Jahrtausenden einer Geschichte, die niemals stattgefunden hat, menschenleer und sprachlos, versteinert wie die Bilder eines Traums, geträumt von den Gewalten der Natur, ahnungslos und beseelt. Die Finsternis des Schweigens auf dem Weg in die Unterwelt. Ein einziger Tropfen Licht, der meine Haut erglühen lässt wie eine Sternschnuppe ohne Himmel. Gottlos die Angst im Spiegel der Dunkelheit. Alles Wissen verloren im irdenen Labyrinth der Zeit.

Wenige Schritte

Wenige Schritte vom Ende der Welt entfernt, blicke ich in diesen Abgrund der Geschichte, furchtlos, skeptisch, noch immer nicht restlos überzeugt. Irgendwo, sag ich mir, muss diese Welt enden. Nun, da ich an der letzten Grenze stehe, erscheint es mir undenkbar. Was geschieht, wenn ich zu weit gehe? Wird eine unsichtbare Hand mich retten? Oder gibt sie mir den entscheidenden Stoß? Ich sehe hinüber zur anderen Seite – aber es gibt sie gar nicht: die andere Seite, es gibt kein dort drüben. Wie nur könnte ich überhaupt zu weit gehen? Ist es nicht vielmehr, als liefe ich gegen eine Wand? Ich sehe in diesen Abgrund, der wie ein erblindeter Spiegel ist: ich selbst ein Fremder in einer schwindenden Wirklichkeit.

Gute Nachrichten

Gute Nachrichten sind Mangelware in einer Zeit der Katastrophen. Hoffnung ein Fremdwort. Haltlos klammern wir uns an Strohhalme, um dem Elend zu entgehen – für ein paar Sekunden vielleicht. Schalte den Fernseher ein, schließe deine Augen. Längst schon gibt es nichts mehr zu sehen. Was du wissen musst, steckt in deinem Körper. Schlag die Zeitung auf: leere Seiten, die deinen Schmerz nicht lindern können. Irgendwann wird auch das Geschichte sein, verschüttet unter Belanglosigkeiten, unauffindbar im Gedächtnis der Menschheit.

Nicht der Rede wert

Nicht der Rede wert, was die Schatten flüstern – sie wissen nichts von der Schattenwelt, die sie bevölkern, sie ahnen nicht einmal, dass sie Schatten sind, ihre Worte aus Dunkelheit geflochten. Wer ihnen zuhört, lauscht dem Rauschen seines eigenen Blutes. Erzählungen aus vergangenen Zeiten in einer Welt, in der Zeit keinen Sinn macht, Geschichten aus einem Reich ohne Geschichte. Die Schatten selbst sind Worte auf der Suche nach Bedeutung. Wer sich ihnen hingibt, bleibt sprachlos zurück, ein sterbender Stern in der Schwärze der Nacht.