Schon wieder am Ende eines Tages angelangt, der so wenig wirklich war wie die versteinerte Wolke in meinem Mund. So bedeutungslos wie der Staub unter meinen Fingernägeln, das Lachen eines Engels, gefangen in meiner geballten Faust. Dieser Tag, der auf Zehenspitzen rückwärts ging, der mit toten Augen durch mich hindurchsah, der mich in den Armen hielt wie ein schlafendes Kind. Nun, da es endet, da Müdigkeit das Blut aus meinen Adern saugt, Dunkelheit mich umgibt wie ein Grab – nun wird mir klar, dass es niemals einen Anfang gab. Und dieser Tag war nichts weiter als ein Funke ohne Feuer.
Schlagwort: Engel
Gefallen
Gefallen auf dem Weg zu den Sternen – wie ein umgekehrter Engel, der fortan unter Menschen haust: Kopf in den Wolken, die Füße unter dem gedeckten Tisch. Wie ein brennendes Wort, das vom Himmel stürzt, um alle Lüge dieser Welt auszulöschen. Gestrauchelt – wie ein einzelner Sonnenstrahl auf Irrfahrt durchs menschliche Herz. Kein Verzeihen ohne die unauslöschliche Erinnerung der Schuld. Keine Erleuchtung ohne die Schwärze des Abgrunds. Schweigen für die Erlösung. Ganze sieben Schritte zu einem besseren Leben: obdachlose Weisheit auf regennasser Straße. Augen für das zertretene Glück zu deinen Füßen.
Das Blau des Himmels
Das Blau des Himmels über einer Brücke, die im Nichts zu enden scheint, irgendwo auf der anderen Seite dieser undurchsichtigen Endlosigkeit. Niemand setzt einen Fuß darauf, ohne sich von allem zu verabschieden, was ihn im Leben hielt. Was auch immer dich dort erwartet, wird aus dir einen Fremden machen, einen Schatten deiner Vergangenheit. Vielleicht aber sind dort die Schatten lebendiger als hier die Lebenden. Wenn der Nebel nicht wäre, könnte man wohl die kostümierten Engel mit ihren aufgemalten Gesichtern erkennen, das bunte Treiben verlorener Seelen. Mit geschlossenen Augen hört man sogar die Musik, ein unbestimmtes Raunen, fast ein Seufzen der Stille. Wir hören und sehen nur, was in uns ist – im Grunde nichts, mehr als wir ertragen.
Hals über Kopf
Hals über Kopf in die Tiefe deines Lachens, dem Sturzflug eines Engels gleich, göttlicher Allmacht entsprungen, bloß um Mensch zu sein, Liebender, sterblich. Ein unbeschriebenes Blatt im Sturm – fast ein Abschiedsbrief, der drohenden Vernichtung entrissen, nackt wie ein erster Sonnenstrahl am Ende des Winters. Die kraftlose Schönheit des gesenkten Blicks, der die Wahrheit nicht aushält. In deinen Augen bin ich nichts weiter als ein Schatten, ein schwarzer Fleck auf der Unschuld des Himmels, verstoßen aus dem Brutkasten ewiger Seligkeit.
Die Hand eines Engels
Die Hand eines Engels auf meiner Stirn, so federleicht, mit allen Wassern gewaschen, bedeutungsschwanger, spürt sie den nachtschwarzen Träumen meines Fiebers nach. Für einen Augenblick nur verstummen die ruhelosen Geschöpfe des Schlafs, Ausgeburten des Wahnsinns, zum Schweigen verurteilt für die winzige Dauer eines Weltuntergangs. Irgendwann wird mit mir auch diese Hölle verschwinden. Spurlos. Nun liege ich da, vor der Zeit betrauert, wie es scheint, oder doch zu spät, kein Mensch kann das wissen, nicht einmal der Engel, dessen Hand mein Leben anhält.
Die Augen schließen
Die Augen schließen, nichts sehen, die Welt verdunkeln, nur für einen Moment. Die Uhr anhalten, einige Sekunden lang, die Zeit, das verwöhnte Schoßhündchen des Schicksals. Oder einfach umkehren, ohne zu zögern, ohne einen Blick zurück nach vorn dem Morgen die kalte Schulter zeigen. All die Engel am Wegesrand, klagend oder aber bloß erstaunt, höflich vielleicht, die geheuchelte Aufmerksamkeit falscher Tränen. Ich wische den Gedanken beiseite. Ein Vogelschwarm huscht über meine Zunge: Worte, schwarze Schatten.