Rauschen

Rauschen auf dem Weg zur Musik, bestimmt für die Ohren der Schlafenden, der Träumenden am Rande der Zeit. Ein paar Takte nur, die dich entführen, während du dich selbst vergisst. Klänge wie Regentropfen auf der Haut der Stille. So schlicht und bescheiden wie ein Weltuntergang. Ruhe sanft, der du verloren bist – im Schatten deines eigenen Atems.

Mit der Wand durch den Kopf

Mit der Wand durch den Kopf, wenn nichts mehr geht oder nichts mehr von Bedeutung ist. Am Ende nichts als Schweigen im Walde, das Exil der Stille, dem schnöden Tageslicht verborgen. Nichts als stumme Blicke, die von den Dingen abperlen, dem Wirklichen fremd wie das Geräusch einer fallenden Feder auf befahrener Straße, mitten in der Stadt vielleicht – oder einfach nur in meiner Vorstellung. Seltsam, wie alles sich mir zuwendet, als würden der Leere Ohren wachsen, nur um meinen zaghaften Schritten zu lauschen, meinem stockenden Atem – meiner Sprachlosigkeit.

Geradeaus in die Irre

Geradeaus in die Irre oder mit dem Kopf durch die Wand einer Seifenblase, auf den Spuren des Sonnenscheins mitten ins Herz des Schattens, den kürzesten Weg wählen – in die Regungslosigkeit. Den Atem anhalten, um darin ein Stück der Welt zu bewahren, in mir verborgen wie ein Schatz oder ein Geschwür, ein Häppchen Wirklichkeit – so unwirklich, dass es glücklich machen könnte. Schwärme von Gewitterfliegen unter meiner Haut, in meinen Augen, in meinem Mund. Geflügelte Worte, deren Bedeutungslosigkeit mich um den Schlaf bringt. Mein Verstand ist dieser Vogel, der aus den Wolken stürzt, um sterbend einen Regentropfen aufzufangen.

Atemnot

Atemnot inmitten völliger Frische. Ich schnappe nach Luft, ohne meine Lungen füllen zu können, der Sauerstoff lässt mich ersticken, macht mich krank, während ich doch bloß versuche, am Leben zu bleiben. Dabei droht mir keine Gefahr, denn in Wirklichkeit bin ich längst gestorben. Ich atme und bin doch zugleich ein anderer: jemand, der blau anläuft, jemand, dessen Blut vergiftet ist, jemand, der ohnmächtig darauf wartet, endlich wieder aufzuwachen.

Die Welt ist Müdigkeit

Die Welt  ist Müdigkeit, zumindest an diesem Abend, der nicht enden will, die Welt ist Schlaf, traumlose Schwärze in deinen Augen, die sich öffnen und schließen wie verlassene Gräber um Mitternacht. Die Welt ist dieser angehaltene Atem, dein Lachen, während ich mich vor Schmerzen krümme, deine Nacktheit, sorglos unter freiem Himmel. Die Welt ist unendlich still in deinen Armen. Die Proteste verklingen auf der anderen Straßenseite. Diese Welt ist Frieden – die ganze Wucht des Lebens auf einer Briefmarke.

Außer Atem

Außer Atem, obwohl ich mich nicht von der Stelle rühre. Fast schlafe ich und schnaufe dennoch wie ein Nashorn auf der Flucht. Dahin ist alle Leichtigkeit – was immer ich tue, wiegt so schwer, dass es mich beinahe erdrückt. Jeder meiner Atemzüge stemmt unsichtbare Gewichte, meine Brust hebt und senkt sich mühselig unter der Last imaginärer Felsen – mein ganzer Körper fühlt sich an wie ein zusammengeschnürter Heißluftballon. Gequält wohne ich dem Akt des Luftholens bei – dahin ist alle Gedankenlosigkeit, alle Selbstverständlichkeit bloßen Atmens.

Ein letzter Atemzug

Ein letzter Atemzug, bevor dieser Tag sich aus dem Staub macht, ohne Glanz und Fanfaren, klammheimlich wie ein räudiger Hund. Ein letzter Blick, nach langem Regen, zum wolkenlosen Himmel. Zeit für einen Wink mit dem Zaunpfahl. Wie ich mich auch drehe und wende, der eisige Hauch bügelt mir die zerknirschte Denkerstirn glatt. Wie Fähnchen im Wind meine Worte aus versteinertem Mund während schweigend und würdevoll die Nacht aus ihrem Kokon kriecht.