da ist nichts

da ist nichts
auf der anderen Seite der Tür
Menschen
kommen und gehen
bloß in meinen Träumen
Schritte
mein Herzschlag
an die Wand geworfen
Stimmen
die meinen Namen flüstern
die mich daran erinnern
zu atmen
da ist nichts
könnte ich die Augen öffnen
sähe ich
nicht einmal eine Tür

ich träumte

ich träumte
von einer Ameisenstraße
quer durch meine Erinnerung
gerupfte Blumenwiese
schlafend
wählte ich den steinigen Weg
vorbei an verblassten Versprechen
aufgetürmten Leichen
ich durchschritt den Jammer
verjährter Jugend
zögernd
auf Zehenspitzen
in tiefem Schlummer
während du über mich wachtest
schwer bewaffnet
mit Tränen des Zorns
du zähltest meine Schritte
als ich auf der Stelle trat

kein Zeichen

kein Zeichen
weit und breit
keine Sorgenfalte
am bestirnten Himmel
Nachtigallenherzen in Einmachgläsern
vergangen
hier und jetzt
unter jedem Stein
dein Name
ausgelöscht
von den Gezeiten der Dämmerung
wie war ich geborgen
in dunklen Kellern
auf einsamen Gipfeln
in den Armen einer fremden Frau
unverwundbar
als dein Blick noch auf mir ruhte
nun aber
da die Stürme schweigen
meine Welt zur Ruhe kommt
bin ich verloren

was wäre der Himmel

was wäre der Himmel
ohne die Hieroglyphen
des Vogelflugs
ein unbeschriebenes Blatt
das Weiß
meiner erblindeten Augen
was finge ich an
mit meinem Leben
mit dieser Welt
könnte ich noch einmal
von vorn beginnen
Fragen
am Ende eines langen Tages
dunkel
wie die Nacht
meiner Sprachlosigkeit

begraben

begraben
unter Gedanken
am hellichten Tag
versenke ich mein Haupt
in schwarze Erde
unbekümmert
trotzend der Sonne
niemand hindert mich daran
diese Welt zu verlassen
die ich erschuf
mit der Leichtigkeit eines Atemzugs
kein Zweifel
stellt sich mir in den Weg
sterbend
bin ich unbezwingbar
wie das schallende Gelächter
eines gestürzten Gottes

du willst

du willst
dass ich am Boden liege
dir zu Füßen
vor dir krieche auf allen vieren
du willst mich leiden sehen
sterben
um den Triumph deiner Lebendigkeit auszukosten
du willst
dass ich falle
sieh mich an
lachend werfe ich mich in den Staub
aus dem ich aufgestiegen bin
als lodernde Flamme
aus Fleisch und Blut
nun wehre ich mich nicht gegen den Untergang
du willst
dass ich werde
was ich immer schon war

in meinen Augen

in meinen Augen
erblickst du nichts als den Regen
die Flut die mich auslöscht
den Sturm
dort wo ich gestern vielleicht noch war
wo nichts ist
als das leise Wimmern der Erinnerung
die Rinnsale meines Verblassens
in meinen Augen
die Leere
du siehst hinab in einen Abgrund
schwerelos
nur der aufsteigende Rauch
der verbrannte Name meiner Seele

wohin ich gehe

wohin ich gehe
verfolgt mich dein Schweigen
bleibe ich stehen
entzündest du das sterbende Echo meiner Schritte
an guten Tagen sind wir eins
keine Worte die uns trennen
keine Spiegel
und doch gibst du dich nicht zu erkennen
niemals zeigst du dich
du bleibst ein Rätsel
wo ich bin
bist du längst schon gewesen
vorübergehend nicht erreichbar
unnahbar
unberührt
wie das schlafende Gesicht des Himmels

kein Lachen

kein Lachen schüttelt diesen Körper
seit du mich verlassen hast
keine Träne quillt aus dem Auge
darin die Welt sich nicht mehr spiegelt
du hast sie mir genommen
du gibst und nimmst wie es dir gefällt
es ist gut so
dennoch
winde ich mich im Staub wie ein sterbendes Tier
der Schmerz ist mir geblieben
an deinen Schatten klammere ich mich
haltlos
meine Lippen kleben an deinem Verschwinden
unzertrennlich sind wir
seit du fort bist
unauffindbar in meinem Herzen

auf leisen Sohlen

auf leisen Sohlen
durchs geträumte Moor
dem lichten Morgen zu
wo deine Liebste wartet
die Gräser leuchten
Glocken läuten hell
der schwarze Himmel leer
von Sternen keine Ahnung
wir waren Kinder
heimatlos und fremd
die Welt im Untergang
die Straßen ohne Namen
mit Wolken fliehen
über Stock und Stein
keiner schaut zurück
kommen wir doch niemals an
träumen vom Erwachen